Unsere Graffiti bei Nacht

Im Schutze der Nacht, wenn die guten Leute schlafen, dann kommen sie aus Ihren Nestern und Höhlen ...
Die Gemeinde nennt sie Schmutzfinken, Vandalen, Rabauken: Wie z. B. Hamburgs berühmtester Sprayer (*Walther Joseph "OZ" Fischer, RIP) oder in Frankfurt die supercoolen Rabauken vom Team ZIP damals,  arbeiten sie ganz unentgeltlich gegen das Grau, die Monotonie und sehen die bare Wand eher als Leinwand.
– Die Guten.
Wir wollten damals auch nur die Autobahnbrücken mit schwungvoll verschnörkelten Buchstabenbildern und Comics aufpeppen, wo sonst so'n politischer Quatsch und Heavymetal-Bandlogos prangten (80er).

Die wirklich Dummen denken seit neustem ernsthaft, wo es sauber (auch durch einen Graffitiauftrag "sauber" –  lol) sei, da steige die Miete, und sprayen deshalb sogar in unsere Arbeiten. Und das soll dann ein politischer Akt sein. (Dass wiederholte Neuanstriche auf die Miete umgeschlagen werden und auf lange Sicht die Bausubstanz schädigen, nee, soweit will man nicht denken. Das ist irgendwie unbequem. Pff!)
Aber: Bei diesen pseudo-fotorealen Wandbildern, die z. B. eine heile Umwelt auf einem mit Kohle- oder Atomstrom gefütterten Stromkasten darzustellen versuchen, da kann ich das Übermalen sogar nachvollziehen! Diese Form des Abbildens einer überschönten Realität zu Propagandazwecken wurde im letztem Jahrhundert übel missbraucht* und es sollte eigentlich jedem halbwegs ausgebildeten Künstler ein Gräuel sein, dererlei zu malen.
(*Im Nationalsozialismus gab es nur noch das "Nach-der-Natur"-Malen – die individuelle Abstraktion eines Zustands ward sehr, sehr verpöhnt und führte sogar zum Berufsverbot. Geduldet war nur noch eine Überstilisierung, Heroisierung des Subjekts – dieser Naziquatsch halt!
Hier mal ein externer, aktueller Link zu einem Stilbeispiel, wie man besser nicht malt, wenn man nicht offensichtlichen Nazischmutz malen will. – Urheber hier leider, leider unbekannt, doch viele, die ausschliesslich in diesem Fotoabmal-Genre arbeiten, schämen sich nicht einmal dafür. Abscheulich!).